UNICEF Schweiz und Liechtenstein engagiert sich seit Jahren mit der Umsetzung der Initiative der «Kinderfreundlichen Gemeinden» und mit dem Fachbereich «Kinderfreundliche Lebensräume» für eine «Kindgerechte Gemeinde- und Stadtentwicklung». Dieser Fachbereich konnte jahrelang durch die Unterstützung der Paul Schiller Stiftung ausgebaut und weiterentwickelt werden.
«Kinder sind eine Art Indikatorspezies. Wenn wir eine erfolgreiche Stadt für Kinder bauen können, werden wir eine erfolgreiche Stadt für alle Menschen haben. »
Autonomieerfahrungen und Identitätsbildung sind wichtige Bestandteile der Entwicklung eines Kindes. Beides findet in Räumen statt, in denen die Kinder leben, sich bewegen, die sie gestalten und sich aneignen können. Dabei tragen die Gemeinden, Städte, Planer/-innen sowie andere Entscheidungsträger/-innen für die Lebensfelder der Kinder und Jugendlichen eine entscheidende Rolle und Verantwortung.
Der Alltag von Kindern und die darin vorkommenden Räume verändern sich stets. Immer weniger Kinder haben heute Gelegenheit, auf eigene Faust ihr Umfeld zu erkunden, Spuren zu hinterlassen – sei es mit Streifzügen durchs Quartier oder beim spontanen Spielen und erobern von Nischen mit Freunden. Stattessen spielt sich ihr Alltag zunehmend in einem pädagogisch betreuten Kontext ab und oftmals geht dies einher mit einer Verschiebung in Innenräume. Das hat Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.
«Kind sein heisst, sich in Raum und Zeit orientieren zu lernen, sich Raum und Zeit anzueignen und sich mit Raum und Zeit zu identifizieren.»
UNICEF Schweiz und Liechtenstein setzt sich im Kompetenzbereich der «Kinderfreundlichen Lebensräume» für Freiräume ein, die individuell und autonom angeeignet werden können, viel soziale und naturnahe Interaktion zulassen und unter Einbezug der Kinder und Jugendlichen entstehen. Dinge zu entdecken, selber aktiv zu werden und dabei Selbstwirksamkeit zu erfahren, bildet und macht unsere Kinder stark. «Kinderfreundliche Lebensräume» bieten ein wichtiges Lern- und Entwicklungsfeld für Kinder und Jugendliche und tragen dazu bei, dass Kinder ihre, durch die UN-Kinderrechtskonvention verbrieften Rechte wahrnehmen können. Mittels Sensibilisierungsarbeit, Vernetzungsmöglichkeiten, Fachveranstaltungen, Studien und Publikationen macht sich UNICEF stark für die Entwicklung und den Erhalt von «Kinderfreundlichen Lebensräumen».
Handbuch Planung und Gestaltung von «Kinderfreundlichen Lebensräumen»
Das im April 2020 veröffentlichte Handbuch «Planung und Gestaltung von Kinderfreundlichen Lebensräumen» richtet sich an alle Fachpersonen mit Einfluss auf die Lebensfelder der Kinder und Jugendlichen. Spezifische modulare Checklisten für Fachpersonen aus Raumplanung, Bau, Politik, Bildung, Kinderschutz, Gesundheit und Soziales, sowie für die Zivilgesellschaft ergänzen den Grundlagenteil.
Der dritte Teil des Handbuches besteht aus einer Online-Sammlung von Fallbeispielen von verschiedenen Akteuren sowie Gemeinden, die unterschiedliche Aspekte und Kriterien von «Kinderfreundlichen Lebensräumen» abdecken.
Öffentliche Räume für alle: Die Bedeutung einer kinderfreundlichen Verkehrsplanung
Sobald ein Kind das Haus oder die Wohnung verlässt, steht es fast überall an einer Strasse. Der Verkehr hat enorme Auswirkungen auf das Aufwachsen und die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Abgase, Lärm und eine unübersichtliche Hektik an Orten mit hohem Verkehrsaufkommen haben negative Auswirkungen auf ihr Wohlbefinden. Hinzu kommt, dass Kinder und Jugendliche sich an stark befahrenen Strassen permanent auf Sicherheitsaspekte konzentrieren müssen, um sich und andere nicht zu gefährden. Eine solche Lebensrealität steht im starken Kontrast zu Wohn- und Aufenthaltssituationen mit geringen Verkehrsaufkommen sowie vielen Natur- und Grünräumen.
In der Publikation «Kinderfreundlicher Verkehrsraum - Anforderungen an eine kindgerechte Verkehrsraumgestaltung und Handlungsempfehlungen für die Praxis» zeigt UNICEF Schweiz und Liechtenstein was unternommen werden muss, damit der öffentliche Raum für alle Kinder und Jugendlichen sicherer und zugänglicher wird und sie sich darin gesund entwickeln können. Dabei werden die bestehenden Herausforderungen benannt und Handlungsfelder für die Praxis aufgezeigt. Ergänzt wird die Publikation mit Good-Practice-Beispielen aus verschiedenen Schweizer und Liechtensteinischen Gemeinden.
Fachveranstaltungen
Tagung «Kinderfreundliche Lebensräume (be)greifen»
Gesundheitsaspekte für die Förderung der kindlichen Entwicklung bei der Aussenraumgestaltung – ein Praxistransfer.
«Digitales Kind – analoge Gemeinde? Wie die neuen Medien im Dialog mit Kindern und Jugendlichen genutzt werden können – Chancen und Herausforderungen für die kommunale Planung und Entwicklung.» (Zürich)
Ihre Kontaktperson
Mona Meienberg
Kindgerechte Gemeinde- und Stadtentwicklung
UNICEF Schweiz und Liechtenstein
Pfingstweidstrasse 10
8005 Zürich
Telefon: +41 (0)44 317 22 71
E-Mail: m.meienberg(at)unicef.ch