Nach dem tropischen Wirbelsturm «Freddy», der Malawi und Mosambik zum zweiten Mal in weniger als einem Monat heimgesucht hat, sind Millionen von Kindern durch einen möglichen Anstieg der Cholerafälle gefährdet.
Die durch den tropischen Wirbelsturm verursachten Verwüstungen und Überschwemmungen haben die Situation für die Kindern und Familien in den betroffenen Ländern weiter verschlechtert. Bereits vor dem Zyklon waren die Menschen durch unzureichende Wasser-, Hygiene-, Gesundheits- und Abwassersysteme geschwächt.
«Im Angesicht von Krisen und Chaos sind es die Kinder, die am meisten gefährdet sind», sagte der UNICEF-Regionaldirektor für das östliche und südliche Afrika, Mohamed M. Malick Fall. «Zyklon «Freddy» hat einen hohen Tribut gefordert. Viele Familien in Malawi und Mosambik haben fast ihr ganzes Hab und Gut verloren. Die schwächsten Bevölkerungsgruppen und vor allem Kinder sind in grosser Gefahr. UNICEF arbeitet rund um die Uhr mit den Behörden und Partnern zusammen, um den unmittelbaren humanitären Bedarf der Kinder und Familien decken zu können.»
In Malawi und Mosambik haben die Überschwemmungen und die durch den Wirbelsturm verursachten Schäden zu Todesfällen sowie zur Zerstörung von Infrastruktur und sozialen Einrichtungen geführt. Tausende Menschen waren gezwungen, ihre Häuser zu verlassen. Gleichzeitig wurde der Zugang zur Gesundheitsversorgung und zu anderen grundlegenden Dienstleistungen erschwert, was die Choleraausbrüche in den beiden Ländern weiter verschlimmern wird. Alleine in diesem Jahr wurden im östlichen und südlichen Afrika mehr als 68 000 Cholerafälle gemeldet und bereits vor dem Zyklon zählten Malawi und Mosambik zu den Ländern, die davon am stärksten betroffen sind.
Mosambik hat seit September 2022 mit einem Choleraausbruch zu kämpfen: bisher wurden in 35 Bezirken in sieben Provinzen zahlreiche Fälle bestätigt, die eigentliche Zahl der Betroffenen steigt wahrscheinlich noch an. Bis zum 18. März 2023 wurden fast 10 000 Fälle gemeldet, womit sich die Zahl der gemeldeten Fälle seit Anfang Februar mehr als verdreifacht hat. Mosambik ist gleichzeitig mit mehreren humanitären Krisen konfrontiert: zwei Millionen Menschen im Norden des Landes benötigen humanitäre Hilfe und landesweit werden Impfungen gegen Polio durchgeführt. «Freddy» traf zweimal auf Mosambik, zuerst Ende Februar in der zentralmosambikanischen Provinz Inhambane und dann am 12. März weiter nördlich in der Provinz Zambezia.
Auf seinem Weg ins Landesinnere traf der Wirbelsturm dann den Süden Malawis schwer und verursachte verheerende Schäden an Strassen, Infrastruktur, Gebäuden und Gesundheitszentren, einschliesslich Cholera-Behandlungsstationen und Schulen. Die Durchfallerkrankung Cholera hat bereits mehr als 1660 Menschenleben gefordert. In Verbindung mit der alljährlich stattfindenden ertragsarmen Jahreszeit, in der Millionen von Malawiern mit einer Nahrungsmittelknappheit konfrontiert sind, leiden vor allem Kinder unter dieser Krise. Durch den Klimawandel wird Malawi wahrscheinlich noch stärker von klimabedingten Gefahren wie Stürmen und Dürren betroffen sein. Heute sind schätzungsweise 4,8 Millionen Kinder auf humanitäre Hilfe angewiesen. Bis Ende März wird erwartet, dass fast eine Viertelmillion Kinder unter fünf Jahren akut mangelernährt sein wird– darunter mehr als 62 000 von ihnen schwer. Da die Wahrscheinlichkeit, dass ein stark mangelernährtes Kind an Cholera stirbt, elf Mal höher ist als bei einem gut ernährten Kind, kann ein Choleraanfall für tausende von Kindern in Malawi ein Todesurteil bedeuten.
Sowohl in Malawi als auch in Mosambik konzentriert sich UNICEF auf die Mobilisierung von lebenswichtigen Grundversorgungsgütern. Der Zugang zu Nahrungsmitteln und sauberem Wasser wird gewährleitstet, Hygienemassnahmen werden gefördert, Zelte, medizinische Hilfsgüter und Notlatrinen verteilt. UNICEF konzentriert sich auf den Schutz der Kinder und ihren Familien und leistet psychosoziale Unterstützung.
In Zusammenarbeit mit Drohnenbetreibern unterstützt UNICEF die Kartierung aus der Luft in sechs Distrikten Malawis, um das Ausmass der Schäden und Überschwemmungen in schwer zugänglichen Gebieten zu ermitteln und um Such- und Rettungsmassnahmen durchzuführen.
UNICEF ruft dringend zur Bereitstellung von 155 Millionen US-Dollar auf, um auf die Auswirkungen der Überschwemmungen und der Cholera für Kinder und Familien in der Region zu reagieren und lebensrettende Hilfsgüter, Dienstleistungen und technische Unterstützung in den Bereichen Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene, Gesundheit und HIV, Bildung, Ernährung, Kinderschutz und Sozialschutz bereitzustellen.
Um die Auswirkungen der Klimakrise auf die Kinder in der Region zu mildern, konzentriert sich UNICEF auch auf den Aufbau von Systemen, die künftige Schocks bewältigen können.
«UNICEF arbeitet mit Partnern und lokalen Gemeinschaften zusammen, um widerstandsfähigere Systeme auf Distrikt- und Gemeindeebene aufzubauen, die den Auswirkungen der Klimakrise standhalten können. Ein Beispiel dafür ist unsere Arbeit in Mosambik, wo wir klimaresistente Schulen bauen, die den Stürmen des Zyklons standhalten können», fügt UNICEF-Regionaldirektor Fall hinzu. «Der Zyklon Freddy war ein historischer Sturm, aber dank des Klimawandels wissen wir leider, dass dies nicht der letzte rekordverdächtige Sturm sein wird, den die Region erleben wird. Selbst wenn wir uns von den Auswirkungen von Freddy erholen, müssen wir dies mit Blick auf die Stärkung der Widerstandsfähigkeit in der Zukunft tun.»