Nach neun Jahren Konflikt benötigt mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebensrettende Hilfe, wobei die Mangelernährung vor allem bei Kindern einen hohen Tribut fordert.
Zwar hat die Verringerung des aktiven Konflikts seit April 2022 zu einem Rückgang der Opfer unter der Zivilbevölkerung und der Not in allen Gemeinschaften geführt, doch bleibt die Lage ohne eine nachhaltige politische Lösung fragil - besonders kritisch in einer Zeit, in der mehr als die Hälfte der Bevölkerung - 18,2 Millionen Menschen, darunter 9,8 Millionen Kinder - weiterhin lebensrettende Unterstützung benötigen.
Die Fragilität zeigt sich am deutlichsten an der anhaltenden Mangelernährung im Land, wo mehr als 2,7 Millionen Kinder akut mangelernährt sind und 49 % der Kinder unter fünf Jahren an Verkümmerung oder chronischer Mangelernährung leiden. Dieser Zustand hindert Kinder daran, ihr volles Potenzial auszuschöpfen, was langfristig zu irreversiblen Schäden in der körperlichen und kognitiven Entwicklung führt.
«Die fatale Kombination aus jahrelangem Konflikt, einer zerrütteten Wirtschaft und einem gescheiterten sozialen Unterstützungssystem hat verheerende Auswirkungen auf das Leben der schwächsten Kinder im Jemen», sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. «Viel zu viele Kinder sind nach wie vor nicht in der Lage, ihre Grundbedürfnisse, einschliesslich einer angemessenen Ernährung, zu befriedigen, was die kommenden Generationen bedroht, wenn nicht dringend Massnahmen ergriffen werden, um Kindern die Präventionsmassnahmen und Behandlungen zukommen zu lassen, die sie so dringend benötigen.»
Im Jahr 2024 will UNICEF mehr als 500 000 Kinder mit einer Behandlung für schwere akute Mangelernährung erreichen, eine entscheidende Massnahme, um zur Senkung der Sterblichkeitsrate bei Kindern unter 5 Jahren beizutragen.
Trotz Bedingungen, die einem Waffenstillstand ähneln, kommt es in vielen Teilen des Landes immer wieder zu Kämpfen und Schusswechseln, bei denen Kinder Opfer von Landminen und explosiven Kampfmittelrückständen werden. Seit Beginn des Konflikts im Jahr 2015 wurden mehr als 11 500 Kinder durch den Konflikt getötet oder verletzt, darunter 3900 getötete und 7600 verstümmelte Kinder.
«UNICEF und seine Partner werden die lebensrettende Arbeit im Jemen fortsetzen, um sicherzustellen, dass Kinder, die so viel gelitten haben, bessere Tage – und eine bessere Zukunft – vor sich haben», sagte Russell. «Dazu brauchen wir die kontinuierliche Unterstützung, das Engagement und die Solidarität unserer Partner und der internationalen Gemeinschaft.»
Die beträchtlichen Investitionen zur Deckung des humanitären Bedarfs der Bevölkerung in den letzten neun Jahren haben dazu beigetragen, das Leben von Frauen und Kindern zu retten, zu schützen und zu verbessern, aber es ist unbedingt erforderlich, dass diese Unterstützung fortgesetzt wird, um die Widerstandsfähigkeit der Gemeinschaften wiederherzustellen und zu stärken, unter anderem durch einen verbesserten Zugang zu einer hochwertigen Grundversorgung.
UNICEF benötigt im Jahr 2024 dringend 142 Mio. US-Dollar, um auf die humanitäre Krise zu reagieren und weiterhin humanitäre Hilfe zu leisten, u. a. in den Bereichen Ernährung, Gesundheit, Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene, Bildung und Schutz.