Nigeria: Kinder zur Zielscheibe gemacht

Vor einem Jahr haben Terroristen über 200 Schulmädchen im Norden von Nigeria entführt. Die Situation für Kinder hat sich laut neustem UNICEF-Bericht seither in der Region weiter verschärft. Die Zahl der Menschen, die aus Angst vor Boko Haram und der Kämpfe mit Regierungstruppen und bewaffneten Bürgerwehren innerhalb Nigerias auf der Flucht sind, hat sich in einem Jahr auf 1,2 Millionen fast verdoppelt.

Nigeria

Mehr als 200‘000 Flüchtlinge haben nach Angriffen oder Drohungen gegen ihre Dörfer Schutz in den Nachbarländern Niger, Tschad und Kamerun gesucht. Mehr als die Hälfte der Flüchtlinge und Vertriebenen sind Kinder.

Tausende Kinder aus Nigeria sind Opfer schwerer Menschenrechtsverletzungen. Mädchen und Jungen werden getötet, entführt, zwangsverheiratet, als Kämpfer rekrutiert oder in extremen Fällen dazu gezwungen, sich als Selbstmordattentäter in die Luft zu sprengen. Zwischen 2012 und 2014 wurden bei gezielten Angriffen auf Schulen im Nordosten Nigerias mindestens 196 Lehrer und 314 Schüler getötet, mehr als 300 Schulen wurden zerstört oder schwer beschädigt.

Viele Familien kommen nach langer Flucht völlig entkräftet und mittellos in Flüchtlingscamps an und brauchen dringend Hilfe. Immer mehr Kinder und Jugendliche sind auf sich allein gestellt, weil ihre Eltern tot sind oder sie auf der Flucht von ihnen getrennt wurden. Allein in den Provinzen Borno und Yobe hat UNICEF 2400 unbegleitete Mädchen und Jungen registriert. Sie sind besonders gefährdet, Opfer von Missbrauch oder Ausbeutung zu werden.

Notschulen und psychologische Hilfe für Flüchtlingskinder

UNICEF hat seine Nothilfe in Nigeria sowie Niger, Kamerun und Tschad ausgeweitet und richtet unter anderem Notschulen in Flüchtlingscamps ein. Seit Anfang 2015 können 40‘000 nigerianische Kinder dadurch wieder zur Schule gehen. Mit Unterstützung von UNICEF haben ausserdem 60‘000 Mädchen und Jungen psychologische Hilfe erhalten, um ihre Erlebnisse zu verarbeiten. In Nordnigeria, Kamerun und Niger wurden fast 1,8 Millionen Kinder gegen Polio sowie 900‘000 gegen Masern geimpft. UNICEF hat zudem rund 8.000 mangelernährte Kleinkinder mit therapeutischer Nahrung versorgt, damit sie wieder zu Kräften kommen.

UNICEF fordert alle Konfliktparteien dringend dazu auf, ihren Verpflichtungen gemäss internationalem Recht nachzukommen und für den Schutz von Kindern zu sorgen. Dazu gehört, dass Angriffe auf Schulen sofort aufhören müssen, entführte Kinder zu ihren Familien zurückgebracht werden und keine Kindersoldaten rekrutiert werden. Darüber hinaus fordert UNICEF ungehinderten Zugang für humanitäre Helfer sowie mehr finanzielle Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft. UNICEF macht weltweit mit der Kampagne #BringBackOurChildhood auf das Leid der nigerianischen Kinder aufmerksam und ruft zur Unterstützung auf.


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