Vier Jahre nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien leiden laut UNICEF mehr Kinder als jemals zuvor unter den direkten und indirekten Folgen des Konflikts. UNICEF schätzt, dass 14 Millionen Kinder in Syrien und seinen Nachbarländern durch den Krieg betroffen sind, da sich der Konflikt über die Grenze in den Irak ausgeweitet hat und die hohen Flüchtlingszahlen die Nachbarländer zunehmend belasten. Anlässlich des Jahrestages des Konflikts appelliert UNICEF an die Regierungen und Öffentlichkeit, diese Kinder nicht allein zu lassen und die humanitäre Hilfe aufzustocken.
Je länger der bewaffnete Konflikt andauert, desto grösser wird die Not der Kinder. 7,6 Millionen syrische Kinder leben im eigenen Land oder in den Nachbarländern auf der Flucht. In den vergangenen vier Jahren kamen 114‘000 Kinder auf der Flucht zur Welt. Sie alle wachsen in einem Klima von Angst, Gewalt, Entbehrungen und grossen Unsicherheiten auf. 2,6 Millionen Kinder können nicht zur Schule, Hunderttausende Jugendliche können keiner Ausbildung nachgehen und blicken einer äusserst ungewissen Zukunft entgegen.
Die Gesundheitssituation verschlechtert sich rasant, der Zugang zu sauberem Wasser wird weniger und 2013 brach erstmals wieder Kinderlähmung aus. Der Tod von Angehörigen gehört zum Alltag der Kinder. Die Uno schätzt, dass mehr als 200‘000 Menschen in dem Konflikt starben, darunter mindestens 10‘000 Kinder. In den Kinderfreundlichen Zonen berichten Kinder davon, wie sie nächste Angehörige haben sterben sehen oder wie sie von ihrer Familie auf der Flucht getrennt wurden.
In all den Wirren gibt es Kinder, die an eine friedliche Zukunft glauben, die trotz traumatischen Erlebnissen Mut und Entschlossenheit zeigen und sich für ein besseres Leben einsetzen. Die Welt hat eine Verantwortung gegenüber diesen Kindern, sie muss ihnen zu Hilfe eilen, damit sie die Hoffnung nicht verlieren. Gelingt das nicht, besteht die Gefahr, dass sie sich der Gewalt hinwenden und wiederholen, was sie in den letzten Jahren selber erlebt und als normal integriert haben. UNICEF setzt alles daran diese Kinder vor Übergriffen zu schützen, ihnen Bildung zu ermöglichen und sie auf dem Weg der Genesung zu unterstützen. Während die Notversorgung für die leidende Bevölkerung und die Flüchtlinge weitergehen muss, fordert UNICEF deshalb gleichzeitig mehr gezielte Investitionen in Bildungsprogramme und psychosoziale Hilfen für Kinder und Jugendliche.
Wie hilft UNICEF vor Ort?
UNICEF leistet seit Beginn der Krise eine der umfangreichsten Nothilfeeinsätze der Geschichte, sowohl innerhalb Syriens als auch in Jordanien, Libanon, Irak, der Türkei und Ägypten. Einige Beispiele für das Jahr 2014:
Hilfe in Syrien:
- Durch Chlor zur Wasserreinigung und Generatoren für Pumpen haben 16,5 Millionen Menschen sauberes Trinkwasser erhalten.
- 2,9 Millionen Kinder unter fünf Jahren wurden in Zusammenarbeit mit WHO und den Gesundheitsbehörden im ganzen Land gegen Kinderlähmung geimpft.
- Zwei Millionen Kinder haben Schulmaterial erhalten.
- 280'000 Mädchen und Jungen haben psychosoziale Hilfe erhalten und an Spiel- und Sportaktivitäten teilgenommen.
Hilfe für Flüchtlinge in der Region (Libanon, Jordanien, Irak, Türkei, Ägypten):
- UNICEF organisiert die Trinkwasserversorgung für 1,7 Millionen Menschen, unter anderem in den Camps Za’atari und Azraq (Jordanien), Domiz (Irak) sowie in vielen informellen Siedlungen in Libanon.
- In Zusammenarbeit mit WHO und den jeweiligen Gesundheitsministerien hat UNICEF 22,5 Millionen Kinder unter fünf Jahren in der gesamten Region gegen Kinderlähmung geimpft.
- Mit Hilfe von UNICEF haben 340'000 Flüchtlingskinder in der Region Zugang zu formeller Bildung erhalten. UNICEF errichtet Schulen in Flüchtlingslagern, schult Lehrer und stellt Lernmaterial zur Verfügung.
- Mehr als 720'000 Mädchen und Jungen haben in kinderfreundlichen Zonen psychosoziale Hilfe durch geschulte Helfer erhalten, in Flüchtlingslagern wie in Gastgemeinden.
UNICEF benötigt auch im Jahr 2015 grosszügige Spenden, um die Hilfe für die syrischen Kinder zu gewährleisten und auszubauen. UNICEF hat zu Beginn des Jahres einen Hilfsappell in der Höhe von 810 Millionen Franken für das Jahr 2015 lanciert, um die leidenden Kinder mit dem Nötigsten zu versorgen.
Ein neuer UNICEF-Bericht zeigt in einer Serie von Portraits ermutigende Beispiele von Mädchen und Jungen, die sich der Gewaltspirale entziehen und für andere ein Vorbild sind. So hat beispielsweise der 16-jährige Alaa im zerstörten syrischen Homs in einem Kurs Techniken für kritisches Denken, Kommunikation und Problemlösung gelernt und gibt dieses Wissen nun an andere Jugendliche weiter. Die 10-jährige Christina, die als Flüchtling in Nordirak lebt, hilft jüngeren Kindern bei ihren Schularbeiten.