Zürich/New York/Genf, 30. Januar 2018 – Konflikte und humanitäre Krisen gefährden das Leben und die Entwicklung von 48 Millionen Kindern in 51 Ländern. Für dringend benötigte Nothilfe- und Wiederaufbauprogramme ruft das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen in diesem Jahr zu Spenden in der Höhe von 3,6 Milliarden US-Dollar auf. 84 Prozent des benötigten Betrags zielen auf die Arbeit von UNICEF in Ländern, in welchen gewaltsame Konflikte humanitäre Krisen hervorrufen und Millionen von Kindern bedrohen. Im Fokus des diesjährigen Berichts stehen zudem der fehlende Zugang zu sauberem Wasser in Krisensituationen und die verheerenden Auswirkungen auf Kinder.
Heute hat UNICEF den Bericht «Zur Situation der Kinder in Krisengebieten 2018» veröffentlicht. Der Bericht enthält neue Daten und Fakten zur Situation der Kinder in Konflikt- und Krisengebieten und zu den Nothilfeprojekten von UNICEF für das Jahr 2018 sowie auch zu den erzielten Resultaten des vergangenen Jahres.
Gewaltsame Konflikte als Treiber von humanitären Krisen
Heute lebt eines von vier Kindern weltweit in einem Land, das von Krisen oder Katastrophen erschüttert wird. Fast 50 Millionen Kinder sind auf der Flucht, die Gründe sind Gewalt, Armut oder Naturkatastrophen. 84 Prozent des Hilfsappells von UNICEF zielen auf die Arbeit in Ländern, in welchen von Menschen verursachte humanitäre Krisen das Leben von Kindern bedrohen. Vielerorts dauern Konflikte bereits seit Jahren an – so in der Demokratischen Republik Kongo, im Irak, in Nigeria, im Südsudan, in Syrien und im Jemen – und bringen neue Wellen von Gewalt und Vertreibung mit sich. Kinder stehen unter direktem Angriff in bewaffneten Konflikten und werden elementarer Grundbedürfnisse wie Schulbildung, Spitäler und Infrastruktur beraubt. Ihr Zuhause, ihre Schulen und Gemeinden liegen in Trümmern, sie leiden Hunger und sterben an Krankheiten. «Kinder können nicht darauf warten, dass Kriege und Konflikte zu einem Ende kommen. Sie bedrohen ihr unmittelbares Überleben in einem katastrophalen Ausmass», sagt Manuel Fontaine, UNICEF Direktor für Nothilfeprogramme. «Sofern die internationale Gemeinschaft keine dringend benötigten Massnahmen ergreift, um Kinder zu schützen und lebensrettende Nothilfe zu ermöglichen, blicken Kinder einer düsteren Zukunft entgegen.» So sind beispielsweise im Jemen heute fast alle Kinder auf humanitäre Hilfe angewiesen. Über die Hälfte der Kinder hat keinen Zugang zu sauberem Wasser, 400 000 Kinder leiden an schwerer akuter Mangelernährung. Der Zusammenbruch der Trinkwasserversorgung führte zu einer der schlimmsten Choleraepidemien der letzten Jahrzehnte. Im Südsudan sind mehr als 250 000 Kinder stark unterernährt, viele Kinder werden als Soldaten rekrutiert und haben keinen Zugang zur Schulbildung, da eine von drei Schulen zerstört, besetzt oder geschlossen wurde. In der Folge des 2016 ausgebrochenen Konflikts in der kongolesischen Krisenregion Kasai leiden mindestens 400 000 Kleinkinder an schwerer akuter Mangelernährung.
Fokus auf die Krise in und um Syrien
Die grösste Komponente des Aufrufs macht auch dieses Jahr die Krise in Syrien aus. UNICEF benötigt 1,3 Milliarden US-Dollar für Nothilfe für die vom Konflikt betroffenen Kinder und Familien in Syrien und in den Nachbarstaaten, insgesamt sind 6,9 Millionen Kinder betroffen. Der Konflikt in Syrien, der bald sein achtes Jahr erreichen wird, hat weitreichende Zerstörung und Not mit sich gebracht.
Weitere Konflikte, vergessene Krisen und Naturkatastrophen
Der Bericht beschreibt auch die Situation der Kinder im Kontext neuerer Konflikte und Naturkatastrophen. Seit August 2017 sind 655 000 Rohingya aus Myanmar nach Bangladesh geflüchtet, 58 Prozent sind Kinder. Sie leben in behelfsmässigen Flüchtlingslagern, traumatisiert durch die erlebte Gewalt, und benötigen medizinische Versorgung, sauberes Wasser, Nahrungsmittel und Schutz. Im Horn von Afrika – in Äthiopien, Kenia und Somalia – sind aufgrund lang anhaltender Dürren 700 000 Kinder schwer akut mangelernährt. In der chronisch unterfinanzierten Zentralafrikanischen Republik sind 1,3 Millionen Kinder von einer komplexen Krise betroffen und in Mali leiden nach einem seit sechs Jahren andauernden Konflikt 165 000 Kinder an schwerer akuter Mangelernährung. Nach den verheerenden Wirbelstürmen in der Karibik im Herbst 2017 waren rund 350 000 Kinder auf Nothilfe angewiesen und der Wiederaufbau benötigt Unterstützung.
117 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Wasser
Der fehlende oder ungenügende Zugang zu sauberem Wasser gefährdet das Leben von Kindern in Krisensituationen ganz besonders. Angriffe auf Wasserleitungen und -infrastruktur, Belagerungstaktiken sowie gewaltsame Vertreibungen in Gebiete ohne zureichende Wasserversorgung setzen Kinder und ihre Familien einem grossen Risiko aus. Ungenügende sanitäre Einrichtungen und verunreinigtes Wasser hängen mit Durchfallerkrankungen sowie der Übertragung von Krankheiten wie Cholera, Hepatitis A und Typhus zusammen. «In vielen Ländern, die von gewaltsamen Konflikten betroffen sind, sterben mehr Kinder aufgrund von Krankheiten, die durch verunreinigtes Wasser übertragen werden, als durch die direkte Gewalt», sagt Manuel Fontaine. In Ländern, die von Krisen und Konflikten geprägt sind, muss die Versorgung von Kindern mit Wasser – einem der wichtigsten Lebensmittel – deshalb oberste Priorität haben. UNICEF ist die führende humanitäre Organisation im Bereich der Wasserversorgung, sanitärer Anlagen und Hygiene in Nothilfesituationen und stellt über die Hälfte des Bedarfs sicher.
Die Prioritäten und Ziele der UNICEF Nothilfe für 2018
Für die humanitäre Hilfe für 48 Millionen Kinder, die von Bürgerkriegen, bewaffneten Konflikten und Naturkatastrophen betroffen sind, ruft UNICEF mit dem Bericht zu Spenden in der Höhe von 3,6 Milliarden Dollar auf. Damit ermöglicht UNICEF Kindern und ihren Familien Zugang zu Trinkwasser, Nahrung, Gesundheit, Schutz und Bildung in 51 Ländern.
UNICEF plant, in Zusammenarbeit mit Partnern und dank der Unterstützung von Spendern im Jahr 2018:
- 35,7 Millionen Menschen mit Zugang zu Trinkwasser zu versorgen
- 4,2 Millionen Kinder gegen schwere akute Mangelernährung zu behandeln
- 10 Millionen Kinder gegen Masern zu impfen
- 8,9 Millionen Kindern Zugang zu Schulbildung zu ermöglichen
- über 3,9 Millionen Kindern psychosoziale Unterstützung zu geben
UNICEF leistet jährlich in hunderten von Noteinsätzen gemeinsam mit Regierungen und Partnerorganisationen Überlebenshilfe für Kinder und stellt deren Schutz und die Grundversorgung sicher. In den ersten zehn Monaten des Jahres 2017 konnte UNICEF Folgendes erreichen:
- 29,9 Millionen Menschen erhielten Zugang zu Trinkwasser
- 2,5 Millionen Kinder wurden gegen schwere akute Mangelernährung behandelt
- 13,6 Millionen Kinder wurden gegen Masern geimpft
- 5,5 Millionen Kindern wurde Schulbildung und Unterricht ermöglicht
- 2,8 Millionen Kinder wurden psychosozial betreut
Vollständiger UNICEF Bericht «Humanitarian Action for Children 2018» in englischer Sprache zum Download: https://www.unicef.org/hac2018/
Bilder und Video zum Download (bitte Copyright beachten): http://uni.cf/2DxF9AL
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