Unter Einhaltung der Covid-19-Schutzmassnahmen fanden sich am 19. Oktober Vertreter/-innen aus Raumplanung, Politik, Sozialer Arbeit und weiteren Fachbereichen zur jährlichen Fachtagung «Kinderfreundliche Lebensräume» zusammen. Die diesjährige Tagung beleuchtete den Zusammenhang zwischen der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und der Aussenraumgestaltung. UNICEF Schweiz und Liechtenstein freute sich über die rege Teilnahme vor Ort in Solothurn und via Live-Stream.
Die diesjährige Tagung zu den Kinderfreundlichen Lebensräumen, zu der UNICEF Schweiz und Liechtenstein zusammen mit der Vereinigung Schweizerischer Stadtgärtnereien und Gartenbauämter (VSSG) einluden, verfolgte das Ziel, die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen ins Zentrum der Aussenraumgestaltung zu stellen. Im Schatten der steigenden Covid-19-Fallzahlen in der Schweiz wurde die Tagung, der 110 Personen persönlich beiwohnten, mit strikten Schutzmassnahmen am 19. Oktober 2020 im Solothurner Landhaus durchgeführt. Zusätzlich verfolgten 50 Teilnehmende die Tagung online via Live-Stream.
Die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen ist ein ihnen zustehendes Recht und darüber hinaus ein wichtiger Indikator für ihre künftige Entwicklung. Kinderfreundliche Räume spielen dabei eine gewichtige Rolle, denn in diesen Räumen bewegen und sozialisieren sie sich, darin sammeln sie ihre Erfahrungen und lernen für die Zukunft. Entsprechend ist die eminente Bedeutung von kinderfreundlichen Lebensräumen für die Förderung der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in physischer und psychischer Hinsicht in den meisten Fachkreisen unbestritten.
Worum geht es bei der Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen mittels Aussenraumgestaltung?
Der Zugang zur Natur und die Möglichkeit zur Partizipation bei der Gestaltung der Räume sind ebenso wichtig für die gesunde kindliche Entwicklung wie die Möglichkeit zum freien Spielen. Auch kann mit kindgerechten Massnahmen beispielsweise die Unfallgefahr, die Lärmexposition oder die Gefahr von Kontakt mit Giftstoffen reduziert werden. Ausserdem sehen sich Kinder und Jugendliche zunehmend mit neuen und relevanten Gesundheitsrisiken konfrontiert: der Zunahme des Verkehrs, der inneren Verdichtung der Städte oder dem Klimawandel. Insbesondere Aspekte wie die mangelnde Verkehrssicherheit oder die Häufung extremer Hitzeperioden schränken ihre Möglichkeiten so sehr ein, so dass sie sich in diesen Räumen weder frei bewegen noch entfalten können. Massnahmen in der Raum- und Verkehrsplanung, welche die Interessen und die besonderen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen berücksichtigen, können deshalb einen wesentlichen Mehrwert für die physische und die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen leisten.
Wie können die Herausforderungen angegangen werden, und auf welche Art und Weise müssten die Massnahmen umgesetzt werden, damit sie einen zusätzlichen Nutzen für die ganze Gesellschaft bieten?
Mit dieser Frage setzten sich die Teilnehmenden der Fachtagung intensiv auseinander. Nach einem Grusswort von Bettina Junker, Geschäftsleiterin von UNICEF Schweiz und Liechtenstein, bildeten zwei Inputreferate den Auftakt der Fachtagung. Carlo Fabian, Leiter des Instituts für Soziale Arbeit und Gesundheit der FHNW HSA, sprach über die Determinanten der Gesundheit und deren Bedeutung für die physische und psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Im Rahmen seines Referats ging er darauf ein, wie partizipative Prozesse praktisch im Kontext der Aussenraumgestaltung realisiert werden können. Jens Aerts, Senior urban planner und Autor der UNICEF Publikation «Shaping urbanization for children», referierte darauffolgend über urbane Gebiete und zeigte auf, wie diese aus dem Blickwinkel von Kindern gestaltet werden können. Dabei ging er mitunter der Frage nach, wie Städte im Zeichen des Klimawandels nachhaltig und im Sinne gesunder und starker zukünftiger Generationen gebaut werden können.
Was bedeutet kinderfreundliche Aussenraumgestaltung?
Die Veranstaltungen am Nachmittag wurden grösstenteils in Aussenräumen abgehalten. In kleineren Ateliers besuchten die Teilnehmenden verschiedene Orte in der Stadt Solothurn und gingen Fragen der kinderfreundlichen Aussenraumgestaltung im Feld nach. Quartierstrassen, Schulhöfe, Gärten und Naturräume bildeten den Rahmen der Ateliers, in welchem Experten/-innen verschiedener Fachbereiche die Gesundheitsförderung in der Aussenraumgestaltung beleuchteten. Zusätzlich widmete sich ein Atelier explizit dem politischen Handlungsspielraum: Drei Gemeindevertretende schilderten, welche Prozesse und Massnahmen in ihren Gemeinden zu einer kinderfreundlichen Aussenraumgestaltung beitrugen. Um auch den Teilnehmenden des Live-Streams einen Einblick in die Inhalte der Ateliers zu geben, waren die Atelierleitenden zum Ende der Fachtagung eingeladen, sich in einem Panelgespräch von Roman Dellsperger über die wichtigsten Erkenntnisse auszutauschen.
UNICEF Schweiz und Liechtenstein möchte sich bei allen Teilnehmenden, Referierenden, Atelierleitenden und Organisierenden ganz herzlich für die gelungene Fachtagung «Kinderfreundliche Lebensräume» bedanken. Sie alle leisteten einen wichtigen Beitrag zu einer gesundheitsfördernden Aussenraumgestaltung und einem nachhaltigen, bedürfnisorientierten und fröhlichen Lebensraum für jedes Kind.