UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell beendete heute ihren zweitägigen Besuch in der Türkei. Dort traf sie auf Kindern und Familien, die von den Folgen der schweren Erdbeben Anfang des Monats stark betroffen sind.
Russell betonte die Bedeutung sozialer Dienste, einschliesslich Wasser- und Sanitärversorgung, sowie psychosozialer Unterstützung für die betroffenen Kinder. Sie besuchte einen von UNICEF unterstützten kinderfreundlichen Raum in Gaziantep, wo Kinder und Eltern psychologische Betreuung erhalten. In Kahramanmaraş besuchte Russell weitere Familien - darunter auch syrische Flüchtlingsfamilien. In dem Zentrum für Notunterkünfte sind derzeit 17 000 Menschen untergebracht, fast ein Drittel davon sind Kinder.
«Die Erdbeben waren für die Kinder in den betroffenen Gemeinden ein absolut katastrophales Ereignis», betont die UNICEF-Exekutivdirektorin. «Wenn man durch die Gegend läuft, sieht man Fragmente des täglichen Lebens der Familien, als ob sie in der Zeit eingefroren wären. Inmitten eines unvorstellbaren Ausmasses an Zerstörung, bei dem ein Gebäude nach dem anderen in Schutt und Asche gelegt wurde, sieht man eine Decke, ein Spielzeug oder ein Kinderbuch. Überbleibsel eines jungen Lebens, das gewaltsam unterbrochen oder abgebrochen wurde.»
In enger Zusammenarbeit mit der türkischen Regierung, einschliesslich des Präsidiums des Innenministeriums für Katastrophen- und Notfallmanagement (AFAD) und des Präsidiums für Migrationsmanagement (PMM), bietet UNICEF psychosoziale Unterstützung für betroffene Kinder und Familien, richtet kinderfreundliche und provisorische Lernräume ein, identifiziert getrennte und unbegleitete Kinder und führt sie mit ihren Familien oder Bezugspersonen zusammen, bewertet die Schäden an Wasserstationen und Versorgungseinrichtungen und ermittelt die Gesundheits- und Ernährungsbedürfnisse der betroffenen Menschen.
In den erdbebengeschädigten Gebieten der Türkei benötigen 2,5 Millionen Kinder dringend humanitäre Hilfe. UNICEF hat bisher fast 277 000 Menschen - darunter über 163 000 Kinder - mit lebensrettenden Hilfsgütern versorgt. Darunter Hygienesets, Winterkleidung, elektrische Heizgeräte und Decken. Über seine Partner hat UNICEF ausserdem mehr als 198 000 Menschen mit psychologischer Ersthilfe und in den betroffenen Gebieten erreicht.
Im Lager Kahramanmaraş sprach Russell mit einer 28-jährigen Mutter von vier Kindern, die «dachte, es sei das Ende der Welt», als sie während des ersten Erdbebens aufwachte. «Sie beschrieb, dass sie Schreie und Rufe hörte und dann Dunkelheit», so Russell. «Die junge Mutter ist dankbar, dass sie alle überlebt haben, glaubt aber, dass es lange dauern wird, bis die emotionalen Wunden ihrer Kinder vollständig verheilt sind.»
Die Erdbeben und Tausende von Nachbeben haben das Leben von Millionen von Kindern auf den Kopf gestellt. Unzählige Kinder sind verängstigt und verwirrt, sie benötigen dringend psychosoziale Betreuung. Russell schloss sich einer Gruppe von Kindern in einem von UNICEF unterstützten kinderfreundlichen Zentrum an. Dort malten die Kinder Bilder von Orten, die bei ihnen positive Erinnerungen und Gedanken weckten. «Ich fühle mich besser, nachdem ich gehört habe, dass es den anderen Kindern gut geht», sagte Yagmur, ein achtjähriges Mädchen, zu Russell.
«Die physische Zerstörung, die dieses Erdbeben mit sich brachte, ist allen klar. Der weniger sichtbare, emotionale Tribut für die Kinder ist ebenso tiefgreifen»", sagte Russell. «Deshalb spielt die psychosoziale Unterstützung eine entscheidende Rolle sowohl bei der Heilung der Kinder, aber auch beim Wiederaufbau der Familien. Indem wir den Kindern einen sicheren Raum bieten, in dem sie ihre Gefühle ausdrücken, mit anderen in Kontakt treten und ihr Sicherheitsgefühl langsam aufbauen können, helfen wir ihnen, zu heilen und sich zu erholen.»
UNICEF setzt sich dafür ein, dass die Kinder so schnell wie möglich wieder lernen können, bewertet die Schäden an den Schulen und trifft Vorbereitungen für sofortige Reparaturen der Bildungsgebäude und die Einrichtung provisorischer Lernräumen.