Erst nach und nach wird das wahre Ausmass der Not sichtbar, die der Terror von Boko Haram im Nordosten Nigerias hinterlassen hat. UNICEF ruft zu weiterer finanzieller Unterstützung auf.
In den vergangenen Wochen hat UNICEF im Nordosten von Nigeria weitere Gebiete erreicht. Erst nach und nach tritt das Ausmass der Krise zutage, welche die Terrorgruppe Boko Haram ausgelöst hat. Geschätzte 400 000 Kinder unter fünf Jahren werden noch in diesem Jahr wegen akuter Mangelernährung behandelt werden müssen. Mehr als 4 Millionen Menschen haben nicht genügend zu essen, und 65 000 von ihnen leiden unter einer grossen Hungersnot. Am stärksten betroffen ist der Bundesstaat Borno.
Angesichts der Not hat UNICEF die geschätzte Summe für die Bewältigung der Krise mehr als verdoppelt. Während Anfang Jahr noch von 55 Millionen US-Dollar ausgegangen worden war (von denen bis jetzt 28 Millionen zur Verfügung stehen), rechnet UNICEF nun mit 115 Millionen US-Dollar. Damit sollen zusätzliche 750 000 Menschen in den Konfliktgebieten im Nordosten des Landes erreicht werden.
«Das Leben der Kinder hängt an einem seidenen Faden», sagt Afshan Khan, Leiterin der weltweiten UNICEF Nothilfeprogramme. «Wir können in neue Gebiete vorstossen, aber wir benötigen dringend grössere internationale Unterstützung, um unsere Hilfe auszuweiten und alle Kinder zu erreichen.»
Die Zerstörung von ganzen Städten und Dörfern erschwert die Hilfe zusätzlich. 60 Prozent aller Gesundheitszentren sind ganz oder teilweise unbrauchbar, und 75 Prozent der Wasserleitungen und sanitären Einrichtungen sind sanierungsbedürftig.
Beinahe eine Million Kinder im Nordosten des Landes sind aus ihrer Heimat vertrieben worden, eine Million Kinder gehen nicht zur Schule, und Hunderttausende leiden unter den psychischen Folgen der Gräueltaten, die sie erlebt haben.